Brot für Alle - Gottesdienst um 11.00 Uhr mit "Risotto-To-Go" am 27. März 2022
"Du stellst meine Füsse auf weiten Raum"
Sandra Graber,
Pfrin. Katharina Fuhrer gestaltete den Gottesdienst zum "Brot für Alle"-Thema zu Psalm 31: "Du stellst meine Füsse auf weiten Raum". Alle Gottesdienstbesucher erhielten das Bild des Hungertuches, gemalt von Lilian Moreno Sanchez:
Das Tuch besteht aus drei Teilen (Triptychon). Schwarze Linien zeichnen das Röntgenbild eines Fusses, der mehrfach gebrochen ist. Der Fuss gehört zu einem Menschen, der bei einer Demonstration in Santiago de Chile durch die Polizei schwer verwundet worden ist.
Seit Oktober 2019 protestieren dort auf dem «Platz der Würde» viele Menschen gegen ungerechte Verhältnisse. Tausende Demonstranten wurden durch die Staatsgewalt
brutal geschlagen und verhaftet. Dieser Fuss mit den sichtbaren Verletzungen steht stellvertretend für alle Orte, an denen Menschen gebrochen und zertreten werden.
Moreno Sánchez hat ein Hungertuch mit wenigen Farben gestaltet und eine ungewöhnliche Grundlage verwendet: Es ist auf dreierlei Bettwäsche aus einem Krankenhaus und einem bayrischen Frauenkloster gemalt. Damit macht die Künstlerin deutlich: Es kommt auf die
körperlichen und die seelisch-spirituellen Gesichtspunkte von Krankheit und Heilung an. Auf dem «Platz der Würde» hat sie Staub eingesammelt und in die Laken gerieben. Der Stoff ist nicht glatt und makellos, graue Flecken und Falten überziehen ihn. Er ist vielfach übereinandergelegt,
an Schnittmuster erinnernd, auseinanderklaffend wie verletzte Haut und mit goldenem Zickzack wieder zusammengenäht, um Heilung zu ermöglichen. Die schwarzen Linien des Röntgenbildes, die verwendeten Materialien Zeichenkohle, Staub und Leinöl, die karge Bildsprache verweisen auf das Sterben Christi und das Leiden der Menschen; dagegen stehen Gold und Blumen für Hoffnung und Liebe. Die Blumen aus Blattgold greifen das Muster der Kloster-Bettwäsche auf.
Während das Röntgenbild die ganze Härte des Schmerzes zeigt, symbolisieren sie Kraft und Schönheit des neu erblühenden Lebens. Die Linien vermitteln neben aller Schwere auch ein Gefühl von Leichtigkeit. Sie scheinen zu tanzen: Leben ist ein Prozess, der weitergeht – auch
mit verwundeten und gehemmten Füssen vertrauen wir auf die Kraft der Solidarität. «Du stellst meine Füsse auf weiten Raum» – dieser Vers aus Psalm 31 steht als Titel über dem Hungertuch.
Er beschreibt, was im Glauben alles möglich ist. Das Bild des Fusses lässt uns an Aufbruch, Bewegung und Wandel denken; das Bild des «weiten Raumes» lässt uns aufatmen, wenn die Füsse schwach werden. Immer haben die Menschen Zuflucht bei Gott gesucht und gefunden.
Aus der Enge der Angst blickten sie hinaus ins Weite und schöpften Kraft für einen Neubeginn – so wie die Betroffenen der Corona-Krise in Chile und weltweit den Aufbruch wagen und ihr Leben wieder neu aufbauen.
Die Kirchenkommission hat ein feines Risotto zubereitet, das die Besucher/innen mitnehmen durften. Mit Ihrer Spende/Kollekte, unterstützen Sie die Menschen aus der Ukraine.
Für Ihr Mittragen möchten wir Ihnen ganz herzlich danken.