Was bringt ein Segen?

Der Blick richtet sich in die Weite, in die Vergangenheit. Es glitzern Tränen in den alten, klaren, gütigen Augen. Sie blinzelt sie weg, atmet tief durch und schaut mich an. Elisabeth hat mir an diesem Nachmittag viel aus ihrem Leben erzählt, viel Trauriges, Schweres, Tragisches. Ihr Sohn ist früh gestorben, bei einem Unfall. Sie hat ihren Mann kurz danach beerdigt, stand allein da mit ihren Kindern, einem Haushalt, ohne Job.
Aber sie war nie allein, sagt sie. Nie! Sie hat sich immer begleitet gefühlt. Sie hatte Rückhalt in der Gemeinde. «Die Menschen haben mir geholfen und waren da für mich». Und sie wusste, dass Gott an ihrer Seite ist. Gerade wenn das Leben stockdunkel war und ihr die Kraft fehlte ihren Weg weiterzugehen, da spürte sie die Geborgenheit und den Schutz Gottes in ihrem Leben. Sie macht Gott nicht verantwortlich für das Schwere und Traurige in ihrem Leben. «Das Leben besteht nicht nur aus Sonnenschein. Natürlich war ich traurig, wütend, niedergeschlagen, aber das Leben ging weiter. Und der Sonnenschein kam zurück. Wir hatten viele schöne Jahre, Reisen, Feiern und meine Enkel.» Ein zufriedenes Lächeln macht das alte Gesicht wieder jung. Überhaupt fällt mir auf, dass Elisabeth viel lächelt, immer wieder einmal lacht und das Gute sieht. Sie freut sich an kleinen Dingen, ist dankbar für das, was sie hat, und schaut in das Gute. Sie strahlt eine grosse Zuversicht und ein grosses Vertrauen ins Leben aus. «Der Segen am Ende jedes Gottesdienstes ist für mich sehr wichtig. Er gibt mir Kraft, Schutz, Sicherheit, Geborgenheit. Ich weiss, dass da draussen jemand auf uns aufpasst und niemand tiefer fallen kann als in die liebenden Hände Gottes. Sein Segen begleitet mich durch den Tag, durch mein Leben.»

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