Horizonte
Alles was ihr tut, geschehe in Liebe
Evelyne Spielmann,
Liebe Gemeinde
«Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.» lautet die Jahreslosung 2024. Der starke, herausfordernde Satz steht am Ende des Briefes an die Gemeinde in Korinth (1. Kor 16,14). Paulus ermahnt die Gemeinde ihr handeln an der einzig zulässigen Messlatte zu prüfen. Aus welchem Grund tue ich etwas? Was ist das Motiv, dass mich leitet? Was ist meine innerste Motivation? Ganz ehrlich.
Der Hintergrund des Briefes sind die schwellenden Konflikte in der Gemeinde in Korinth. Kernpunkt des Konfliktes war die Gemeinschaft, oder die fehlende Gemeinschaft zwischen den Menschen. Die Menschen habe nicht miteinander gefeiert, nicht miteinander geteilt und nicht miteinander gegessen.
Zum Schluss gibt Paulus der Gemeinde die Ermahnung, dass sie alles aus Liebe machen sollen. Wow, das ist doch (fast) unmöglich, lieber Paulus. Nie unsere eigenen Interessen im Blick zu haben? Für uns selbst einzustehen und andere zurück zu setzen? Kannst du es überhaupt selbst, Paulus?
Die Welt, anscheinend auch schon damals, ist von Eigennutz, Gier und Konflikten bestimmt. Wo hat da die Liebe Platz? Wie soll ich überleben in einer Welt, die nicht von der Liebe bestimmt ist, wenn ich nicht für mich selbst schaue?
Und doch, löst die Jahreslosung in mir eine Sehnsucht aus. Ein Gefühl des Friedens und der Zuversicht. Soll es so einfach sein? Wenn ich mein Handeln an der Liebe ausrichte, kann es dann gut kommen? Ist dann Platz für alle? Werden dann alle satt? Dürfen dann alle gemeinsam feiern? Kommt dann auch die Natur zu ihrem Recht? Haben dann Krieg, Hass, Angst und Eigennutz keinen Platz mehr?
Paulus sagt ja. Nicht, dass es einfach sei, aber dass dies möglich sei. Und zwar jeden Tag in kleinen Schritten. Wenn wir uns für unser Jubiläumsjahr vornehmen unser Handeln an der Liebe auszurichten und uns jeden Tag anstrengen und ein kleines bisschen besser werden, dann kann die Welt freundlicher, friedlicher und gerechter werden. Lasst es uns versuchen, in Liebe, auch zu unserer eigenen Unvollkommenheit.
Ihr Pfarrer Stefan Wagner