Eritreische Osterfeier in Niedergösgen
In der Nacht vom 15. auf den 16. April feierte die eritreisch-orthodoxe Gemeinde Ostern.
Stefan Wagner
Da die eritreisch-orthodoxe Kirche die Kirchenfeste nach einem eigenen Kalender festlegt, fand die Osterfeier dieses Jahr eine Woche nach unseren Feiern statt. Dies war aber bei weitem nicht der einzige Unterschied. Während der gesamten Woche fanden tagsüber Feiern statt, als Vorbereitung auf die Feiern am Osterwochenende. Die Glaubenden verneigen sich während diesen Vorbereitungsfeiern unablässig. Diese körperliche Übung soll an die Leidenszeit Jesu Christi erinnern und einige Glaubende versicherten mir, dass dies auch wirklich der Fall sei. Zudem feiern die Glaubenden nüchtern und dürfen erst nach den Feiern, also etwa um 18 Uhr, etwas essen.
Am Osterwochenende selbst beginnt die Feier um etwa 22 Uhr und dauert die gesamte Nacht bis etwa 5 Uhr am Morgen. Der Höhepunkt der Feier ist um Mitternacht, wenn Jesus Christus von den Toten aufersteht. Dieser Moment wird mit Singen, Trommeln und weiteren Instrumenten gefeiert. Das Kreuz, als Zeichen der Auferstehung, wird durch die Kirche getragen und die Glaubenden berühren es als Zeichen der Demut und der Liebe zum Auferstandenen mit ihrer Stirn oder küssen es.
Für mich als reformierter, zwinglianischer Pfarrer war dieses fröhliche, bunte und quirlige Fest eine wunderbar-andere Form der Osterfeier. Nicht das Verstehen-wollen des Wunders stand im Mittelpunkt, sondern die Freude an der Liebe Gottes zu uns Menschen und die Dankbarkeit für die Auferstehung. Es war für mich eine grosse Freude und eine Ehre mitten unter den Glaubenden Ostern ganz anders feiern zu dürfen.
Die überschwängliche Dankbarkeit der Glaubenden, dass sie hier bei uns einen Ort gefunden haben, wo sie feiern dürfen, gebe ich mit grosser Freude an sie weiter. Die Osterfeier der eritreisch-orthodoxen Gemeinschaft in der römisch-katholischen Schlosskirche unter Mithilfe der christkatholischen und reformierten Kirchgemeinden ist für mich ein wunderbares Zeichen des ökumenischen Miteinanders, welches Mut und Freude macht für unseren gemeinsamen Weg in eine freundlichere Zukunft.